Montag, 11. März 2013
Arbeitsplatz „00atbth24“
Es ist erstaunlich, wie oft man sich immer wieder die gleichen Vorwürfe anhören muss. Man sitzt im Cafe, holt seufzend sein Macbook raus, möchte seine angefangene Arbeit aus dem Büro fertig tippen, und bekommt sofort ein Stirnrunzeln vom Nachbartisch: „Du hast doch nur einen Mac weil er angeblich so toll designed ist!“, oder: „Damit willst du wohl zeigen, dass du besonders viel Kohle verdienst“. Vorwürfe, die Apple-User einstecken, wie Kinder ihren Spinat essen müssen. Dass auch Laptops von Microsoft und Windows irgendwann von irgendwem gestaltet werden mussten, dass auch hier sich jemand über die Objekte Gedanken gemacht hat und damit auch den Namen „Design“ verdient haben, vergessen leider sehr viele. Von allen anderen Dingen, wie beispielsweise ein einfacher Kugelschreiber oder ein Handyladegerät ganz zu schweigen. Als „Design-Gegenstände“ werden im Volksmund hauptsächlich jene Objekte bezeichnet, die vorrangig in der Presse vertreten sind. Elektrogeräte von Apple stehen dabei an der Spitze. Gelesen wurde aber auch schon von einem mittelberühmten Design-Ehepaar in der letzten Ausgabe vom „art“- Magazin, einer gewissen Mrs. und einem gewissen Mr. Eames. Sie entwerfen Stühle - sündhaftteuer, also „Designerstühle“ (dass die beiden bereits nicht mehr Leben, ist einer der ersten Überraschungen für den zeitgenössischen Bildungsbürger]. Trifft man in einer Wohnung auf einen solchen Stuhl wird man der Luxus- Mittläufer- und Prestigesucht angeklagt. So geht es sehr vielen „Design-Gegenständen“, sie werden angeklagt der bloßen Begierde ihrer Oberfläche, ihres teuren Preises und der damit verbundenen Prestige wegen. Dass diese Objekte aber durchaus ihren Hintergrund und ihre Begründungen für ihr Aussehen und Dasein haben, kommt den meisten nicht in den Sinn. Sie sehen ein Macbook als überteuertes Hightechgerät dass sein Design in ihren Augen einzig und allein seiner einfachen und zurücknehmenden Form verdankt. Bedienungsfreundlichkeit, Langlebigkeit, Freude an der Entwicklung und des technischen Fortschritts werden nicht hinterfragt. Es wird gar nicht hinterfragt.
Eine ganze Generation verurteilt heut zu tage gerne viele Dinge, die anfangen ins Rampenlicht der Medien zu rücken, sei es aus Neid oder einfachen Nicht-Verständnisses. Was fehlt ist die Kritik. Und
Kritik kann man nur üben, wenn man bereit ist, sich mit dem entsprechenden Objekten auseinander zu setzten. Man muss es bedienen, es beschnüffeln, betatschen, aufklappen, zuklappen, einschalten, ausschalten, wiegen, darüber lesen, hinterfragen...
Dann würde man vielleicht erkennen, dass ein Computer von Apple deutlich weniger oft abstürzt als einer von Microsoft und dass das Installieren von Programmen deutlich leichter ist als bei anderen Betriebssystemen. Vielleicht würde man aber auch erkennen, dass es schwer wird einen Mac-Rechner mit anderen Betriebsystemen zu vernetzen, dass Software oft viel teurer ist, viele Programme extra gekauft werden müssen und man manches gar nicht findet.
Man würde vielleicht sehr viel feststellen. Vielleicht mehr positives, vielleicht mehr negatives. Wichtig ist dabei nur, dass man viel feststellt. Dass man sein Pro oder Contra an vielen Argumenten und
Begründungen nach aussen vertreten kann, um ein berechtigtes Urteil zu fällen. Aber was wenn man es nicht begründen kann? Was, wenn man beim besten Willen nicht sagen kann, warum man sich das Gerät von Apple für den vergleichsweise dreifachen Preis gekauft hat, oder noch schlimmer, wenn man nur ein Contra begründen kann und es trotzdem gekauft hat, wenn Langlebigkeit und Bedienungsfreundlichkeit egal sind, weil man demnächst sein Macbook durch das neu rausgekommene Macbook Air ersetzt- ist es vielleicht doch nur Prestige? Ist womöglich der Vorwurf des Tischnachbaren aus dem Cafe berechtigt?
Ein gutes Gewissen bekommt man erst wieder zuhause, wenn man zwangsläufig das Windowsbetriebssystem hoch fährt und eine gefühlte Ewigkeit den „Arbeitsplatz“ sucht, der sich auf mysteriöse weise selbst in „00atbth24“ umbenannt hat.

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Samstag, 23. Februar 2013
eine kleine geschichte: 1,49
Meine erste Begegnung mit dir habe ich nicht bewusst wahrgenommen. Genau genommen, ich kann mich nicht daran erinnern. Ich war wahrscheinlich gerade ein paar Monate alt, als ich dich zum ersten mal sah. Berührt, in die Hand genommen und benutzt habe ich dich nicht viele Monate danach. Und, um ganz ehrlich zu sein, bewusst wahrgenommen habe ich dich seit dem nie wirklich. Natürlich, irgendwann kam der Punkt an dem es in mein Bewusst sein drang, dass du du bist, was du warst und dass du immer das sein wirst, was du jetzt bist, so der Zufall es will. Auch wenn du davor zu einem anderen Gebrauchszweck degradiert wurdest.
Aber du warst ständig in meinem Leben präsent und trotzdem ich dich ein Leben lang benutzt habe, habe ich dich und vorallem deine Genialität nie wirklich wahrgenommen.
Wirklich perfekt wurdest du in deinem Sein, deiner Funktion und deinem Aussehen erst nach deiner vermeintlichen Unnützlichkeit.
Angefangen hat alles im Supermarkt. Der erste Kontakt zur Menschheit, die mit Stolz behauptet ihre Mahlzeiten auf traditionelle Weise zu essen, mit entsprechenden Zutaten und den richtigen Nahrungsergänzungsmitteln, war mit der Hand meiner Mutter. Sie griff nach dir, schmiss dich in der Einkaufswagen und klapperte weiter zum Kühlregal. Neben dich viel noch eine Packung mit in Vakuum eingeschweisten Weißwürsten, 750 Gramm. Dann noch ein Paar Wiener, ca 500 Gramm. Eine Masse, die du mit deinem eigenen Inhalt locker bewältigen könntest. Dazu gesellten sich in den Wagen geworfene Brezen und ein paar klimpernde Weißbierflaschen.

Zuhause riss man dir achtlos deinen roten Kunststoffdeckel vom Haupt und ehe du dich versahst, fuhr ein Stück erwärmte Wienerwurst in und durch deine Füllung. Das passierte ein Paar mal und mit jedem mal wurde deine Füllung weniger. Du wurdest in den Kühlschrank gestellt und die Prozedur begann fast jeden Mittag und Abend der darauf folgenden Tage aufs neue.
Irgendwann warst du leer. Ein paar restliche Streifen hingen an deiner harten Haut. Sie sahen aus wir Kratzer. Kratzer, aus denen gelbes Blut suppte und geronn. Du hattest viel von diesem gelben Blut, deshalb hast du lange durchgehalten... Kaum zu glauben wenn man deinen jetzigen bemitleidenswerten Zustand betrauert.
Zu diesem Zeitpunkt deines inneren Bankrotts kam ich zum ersten mal ins Spiel. Es muss in fortgeschrittenem Kindheitsalter gewesen sein- ich musste jedenfalls alt genug gewesen sein, als dass meine Mutter die Frechheit besaß, mir den Abwasch des dreckigen Geschirrs auf's Auge zu drücken. Ich arbeitete mich langsam durch den immer größer werdenden Berg (zumindest schien es mir so) von versifftem Geschirr bis ich irgendwann zu dir kam. Mit deinem erbärmlichen Aussehen dachte ich du seist Müll, bereit dem unvermeidlichen Wegwerfen ins Auge zu sehen.
Glücklicherweise kam zur rechten Zeit das Mütterlein daher und schimpfte mich kräftig wegen meiner Absicht dich zu entsorgen. Sie zwang mich dich zu spülen, zu trocknen und stellte dich dann behutsam in den Schrank. „Das eignet sich gut zum Trinken“.

Deine Genialität offenbarte sich mir erst im Laufe meines Lebens, besonders im Vergleich zu anderen deiner Sippe, die aussschließlich zum Trinken gemacht wurden und sich gleichzeitig weniger gut eignen. Du hast eine gute Standfestigkeit, begründet auf einem dicken Boden und dünnen Wänden, dein Rand ist angenehm abgerundet für meine Lippen, dein Fassungsvermögen erlaubt es deinen Inhalt im Anflug brennenden Durstes in einem Zug zu stürzen, oder nach einem Durchschnittsschluck noch ausreichend weitere Durchschnittsschlucke in Reserve zu bunkern. Du hast eine elegante, leicht runde, bauchige und zeitlose Form, in der sogar neben dem Mund auch noch die Nase hinein passt. Selbst das Spülen ist angenehm, kommt man doch tatsächlich mit der ganzen Hand in dich hinein. Du bist durch dein Nutzrecycling unsterblich geworden (so lange dich niemand mit einer unachtsamen Handbewegung vom Tisch fegt).

Du warst ein Glas mit Senf gefüllt und bist jetzt das beste Trinkglas, dass man für 1,49 im Supermarkt kaufen kann.

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Dienstag, 29. Januar 2013
verdammte scheisse!
Ich mag Busfahren an sich. Wirklich. Außer dem Taxi gibt es kein öffentliches Fahrzeug, dass durch die Stadt fährt und innen nicht, oder nur schwach beleuchtet ist, so dass man bei Nacht die Lichter der Stadt betrachten kann. Das geht nur in einem Bus, wenn man einen Sitzplatz ganz vorne links neben der Fahrerkabine ergattert. WENN man einen Sitzplatz ergattert.
Ich habe inzwischen aufgegeben darauf zu achten, an welchen Tagen, zu welcher Jahres- und Tageszeit, bei welchem Wetter und welchen Luftdruckprognosen die Busse bereits komplett überfüllt oder gähnend leer an meiner Haltestation zum Stehen kommen.

Halb neun Uhr morgens, ich bin auf dem Weg zur Arbeit. Der Bus rollt an und ein gewagter Blick ins Fenster verrät mir: zum Kotzen voll. Ich warte also, bis die wenigen Hanseln ausgestiegen sind, und bereite mich geistig darauf vor, wie Met in einen Wurstdarm in den Bus gequetscht zu werden. „Entschuldigung, Verzeihung, kann ich mal...“ Grimmige Gesichter, aber ein Stehplatz in der Mitte im Gang.
Ich suche nichts sehend, mit unzähligen Köpfen und Schultern vor meiner Nase, tastend nach irgend einer Möglichkeit mich festzuhalten. Man muss sich sehr schnell festhalten, wenn man nicht beim Anfahren des Busses noch tiefer in den Wurstdarm geschleudert werden will. Doch der Bus fährt nicht an – die Türen stehen noch offen.
Man braucht eigentlich nicht viel Alltagserfahrung beim Benutzen moderner und zeitgenössischer Fahrzeuge, um zu wissen, dass die Betreiber der öffentlichen Verkehrsmittel einen enormen Ergeiz auspacken, wenn es um die Sicherheit der Fahrgäste geht. Deshalb wurden Lichtschranken eingeführt. Die Türen schließen erst, wenn kein einziges Atom das Licht der Lichtschranken aufschreckt. Erst dann kann das Fahrzeug seinen Weg fortsetzten. So kann niemand zu Schaden kommen. Tolle Erfindung! Eigentlich.
Die Leute in meinem Bus drängen sich immer weiter weg von der Tür, die unzählige Versuche macht sich zu schließen, um im letzten Augenblick dann doch wieder aufzugehen. Um die Türen befindet sich im Radius von mindestens einem Meter gar nichts. Aber es hilft nichts, es wird weiter gepresst. In meinen rechten Rippen spüre ich eine Louis Vuitton Tasche. Keine Ahnung was da drin ist, aber es ist hart und tut weh. Von links bohrt sich die Rückenlehne eines Sitzes in meine Seite. Ich werfe eine kurzen Blick zur Tür. Drei Millimeter vor dem Zugehen schwingt sie elegant wieder auf. Die Fahrgäste drücken sich weiter nach hinten in das Innere des Buses. Von vorne drück sich ein Arsch in meinen Schritt. Der Arsch gehört einer jungen Frau. Mit dem Rücken zu mir und ihrem Hintern in mir tippt sie wild auf ihrem Smartphone herum, das sie angesichts der Enge auf Höhe ihres Halses hält. Von hinten ganz attraktiv.
Ein Ruck durchzieht den Bus. Die Türen haben es geschafft, er fährt ab. Eine Minute lang bis zur nächsten Haltestelle geniese ich den Frauenhintern in meinem Schritt, dann hält der Bus, die Türen öffnen sich wieder. Aussteigen will keiner. Aber draussen stehen zwei Leute die einsteigen wollen. Es wird weiter gepresst. Mit einem fremden Arsch von vorne drückt sich mein eigener nach hinten gegen den Schritt einer weiteren Person. Ein Mann. Wäre ja auch zu schön gewesen. In Gedanken gehe ich die Anzahl der verbleibenden Haltestationen durch, die ich noch eingekeilt zwischen Frauenarsch und Männerschritt verbringen darf. Eine Durchsage des Fahrers wedelt meine Gedanken weg. Die Leute sollen doch bitte die Tür frei machen, sonst könne er nicht weiter fahren. Es wird gepresst. Um die Tür herum leert sich eine Fläche, gefühlt so groß wie ein Fußballfeld. Die Türen wagen einen Versuch. Fehlgeschlagen. Weiter pressen. Noch ein Versuch. Fehlgeschlagen.
Ich versuche den Gedanken zu verdrängen, dass ich bereits seit zehn Minuten in der Arbeit sein sollte. Ich muss mich ablenken. Ich versuche irgendwie meine Hände Richtung Hosentasche zubewegen um mein Handy hervor zu holen und etwas Musik zu hören. Zeit wird sicher noch genug sein. Ich schaffe es mich mit Ohrhörern zu verkabeln und knipse mein Iphone an. Auf dem Display lese ich eine SMS einer Arbeitskollegin. „Hi, ist spontan, aber ich kann dich heute in der Früh mit dem Auto mit in die Arbeit nehmen, lg“. Ich schaffe es gerade noch anzufangen mich grün und blau zu ärgern, als wieder ein Ruck durch den Bus fährt. Die Hände am Smartphone habe ich keine Möglichkeit mich festzuhalten. Ich werde metertief nach hinten geschleudert und verschwinde irgendwo am Zipfel des Wurstdarms.

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Donnerstag, 15. Dezember 2011
Versager-Date
„Entschuldigen Sie bitte, sie haben mich vorhin im Bus so nett angelächelt, hätten Sie Lust mit mir einen Kaffee trinken zu gehen ?“
„Ich würde gerne sagen „Tut mir leid, aber ich habe eine Freundin.“, aber das würde nur teilweise der Wahrheit entsprechen.“
„Und welcher Teil ist wahr?“
„Ich habe eine Freundin.“
„Das heißt, nicht wahr ist, dass es Ihnen Leid tut“
„Sie sollten Universitätsprofessorin werden...“
„Arschloch...“

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Freitag, 18. November 2011
Mode als Jhd Trend
Mode an sich ist ein Interessantes Wort, weil es entweder als Bezeichnung genutzt wird, für etwas dass auf unbestimmte Zeit begrenzt absolut gefragt und, wie man so schön sagt „der letzte Schrei ist“, oder es bedeutet ganz einfach alle Kleidungsfragen und Aspekte in einem Begriff vereint.
Mode entstand erst richtig gegen Mitte des 19ten Jahrhunderts, als alle Frauen sich auf einmal die Taille so eng zusammen schnürten, dass teilweise wirklich Frauen gestorben sind (kein Scheiss).
Das ist jetzt einfach gesagt und natürlich gab es bereits im alten Rom, im Mittelalter und in allen anderen Zeitaltern Mode, aber diese Mode gaben die reichen Leute und der Adel vor- arme Leute konnten sich keine Kleidung leisten die einem bestimmten Zeitgeist entsprach. Sie waren auch mit Lumpen zufrieden Hauptsache es war warm und praktisch. Abgesehen davon hat man seinen Stand auch eher durch andere Gegenstände verdeutlicht, wie beispielsweise Siegelringe bei Römern und Schwerter im Adel des Mittelalters und logischerweise Schmuck aus seltenen und wertvollen Materialen in jeder Epoche. Accessoires wenn man so will.
Erst zur Zeit der Industrialisierung hieß es, jetzt können wir jedem Menschen aus jeder Gesellschaftsschicht Mode zu einem bezahlbaren Preis verkaufen. Das führte zu einer langsamen Veränderung, in der nicht mehr reiche Leute die Mode trugen vorgaben, sondern die, die sie machten. So entstand quasi die Zeit der Modedesigner.

Es ist sehr schwer heraus zubekommen was damals die Menschen wirklich trugen, was wirklich „angesagt“ war. Wenn man Filme wie „The Kings Speech“ und „Gosford Park“ hinsichtlich ihrer Kostüme vergleicht, ist man doch etwas verwirrt. Betrachtet man beispielsweise wie die alte Lady in Gosford gekleidet ist und daneben die Frau von Albert York aus Kings Speech erkennt man doch leichte unterschiede, obwohl die beiden Filme in der gleichen Zeit und im selben Land spielen. Möglich, dass auch hier mehrere Modeströmungen nebeneinander liefen, oder dass es ein kleiner Generationenunterschied ist.
Heute ist es allerdings deutlich extremer. So extrem, dass viele sagen: es gibt mittlerweile keine Mode mehr. Keine Mode in dem Sinne, dass alles Mode geworden ist. Modedesigner holen sich 90 Prozent ihrer Inspirationen von der Straße und aus der Undergroundszene, in der man möglichst alle modischen Trends vermeidet. Das Spiel geht solange, bis die Undergroundszene nicht mehr weiß wie sie sich trendlos kleiden soll, weil Designer eben jede Modewehr aufgegriffen und dann selbst „vermodet“ haben.
Hier und da gibt es noch letzte kleine Hemmschwellen aber im Prinzip kann man tragen was man will- irgendwie, irgendwo gibt es immer einen Modetrend der annähernd den eigenen Stil suggeriert. Findet man dann doch eine neue Innovation, einen rebellischen Look, dauert es keinen Monat und die Oberschicht trägt die selben entsprechenden Ideen, nur geschneidert von Lagerfeld und Dolce&Gabana.
Weil der Text zugegebenermaßen wirklich etwas gesellschaftskritisch klingt, was er aber nicht sein soll (denn man muss sich die Frage stellen was daran so schlimm ist), kommt hier mein eigentlicher Gedanke als Fazit:
Interessant ist, dass man die Mode (im Sinne der Kleidung) selbst als Mode (im sinne des Trends) bezeichnen könnte, denn wenn die Mode erst vor 200 Jahren angefangen hat und heute Inzwsichen geendet hat (nach oberer Erläuterung), wäre sie auch nur ein zeitlich begrenztes, vor rüber gehendes Geschehen, oder anders ausgedrückt: Kleidermode an sich ist eine Epoche, bzw ein Trend.

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Montag, 17. Oktober 2011
PAX Kleiderschrank
„Auf alle PAX Kleiderschränke geben wir 10 Jahre Garantie.“ steht im Ikeakatalog vom 4.10.2011. 10 Jahre! Schaut man sich das Monstrum an, denkt man das Ding müsste die nächste Jahrtausendwende überstehen. 10 Jahre.
Wir, damit sind die meisten Menschen gemeint, halten 10 Jahre Garantie für eine lange Zeit. Sind wir doch sonst nur unsere 1- maximal 3 Jahre Garantien gewöhnt, meist bezogen auf Elektrogeräte. Und selbst da erscheinen drei Jahre schon sehr viel (Auf mein MacbookPro hab ich nur ein Jahr bekommen, und die Garantie schließt den Akku aus. Was geht wohl als erstes in den Arsch).
Im laufe der Zeit werden die Garantieversprechungen immer kürzer, aber unser Gefühl für besonders hochwertige Produkte im Zusammenhang zur kürzerwerdenden Garantie immer größer. Anders ausgedrückt: je weniger es Garantie auf ein Produkt gibt, desto besser muss es also sein. Natürlich funktioniert diese Umgewöhnung der Konzerne nicht von heute auf morgen. Es ist ein schleichender Prozess, der bereits vor 100 Jahren seinen Anfang nahm. Dazu muss gesagt sein, dass die Anzahl der Jahre einer Garantieversprechung in ca 80 Prozent der Fälle auch tatsächlich für das durchschnittliche Lebensalter seines Produkts gilt.
Geplante Obsoleszens findet sich leider in jeder Produktsparte und absolut flächendeckend. Gemeint damit ist das Einplanen und Einbauen von Soll-bruchstellen, die die Lebenszeit eines Produktes absichtlich verkürzt. Es gibt die rafiniertesten Methoden ein Produkt schneller zum „sterben“ und damit zum wegwerfen zu bringen, als eigentlich notwendig. (Beispiel: dem Kunststoff von Nylonstrumpfhosen werden Zusatzmittel beigemischt, die das Gewebe durch Sonneneinstrahlung und Körperschweiß spröde werden lässt. Dadurch entstehen schneller Laufmaschen.).
Das mit anderen tiefgehenste Problem daran ist nicht, dass man diese „Verkaufsstrategie“ nicht umgehen könnte. Das Problem liegt mehr darin, dass sich dieser Situation niemand bewusst ist. Wie bereits erwähnt, erscheinen einem 10 Jahre Garantie auf den PAX Kleiderschrank als sehr lange. Dass mein Kleiderschrank, ein Möbel aus dem Anfang der 20er Jahren bereits 90 Jahre auf dem Buckel trägt, 5 Umzüge mit Auseinander- und Zusammenbau hinter sich hat und bis jetzt nicht klappert und wankt, klingt gegen 10 Jahre schon fast absurd. Jetzt könnte man natürlich behaupten „das ist ein antikes Möbelstück, vom Schreiner handgemacht und sowas gibt’s heut zutage schon gar nicht mehr“. Aber abgesehen davon dass es industriell hergestellt wurde, gibt es heut zutage durchaus noch Schreiner, die einem ein Möbelstück maßgeschneidert bauen, dass die Jahrhunderte überleben kann. Mit heutigen Mitteln sogar noch um einiges länger als noch vor 200 Jahren. Das klassische Totschlagargument gegen handgemachte Möbel ist die finanzielle Situaiotn. Ich will gar nicht behaupten dass absolut jeder Haushalt die Möglichkeiten hat, sich eine komplette Einrichtung vom Schreiner machen zulassen. Und zugegebenermasen gibt es in der tat sehr viel weniger Handwerkbetriebe als vor der industriellen Revolution. Aber es gibt dennoch ein paar verbliebene. Und die meisten arbeiten billiger als man glaubt.
Um den Möbeln zu entgehen, welche nach 15, oder lassen wir es sogar 20 Jahren sein, kaputt und unbrauchbar werden, muss man nicht sofort das gesamte Haus neu möbilieren lassen. Aber man kann mit einzelnen Sachen zumindest anfangen. Auf lange Zeit gesehen wäre der Esstisch für 600-800 euro vom Schreiner billiger als die 5-6 Tische von Ikea für 170 Euro. Man kann außerdem mit Übergangslösungen leben, wie eine komplette Generation von Studenten in den 70er und 80er Jahren, die Regale aus alten Obstkisten und Stühle aus abgesägte Baumstämmen hatten, die wahrscheinlich selbst länger als das Pressspanregal von Poco oder Segmüller halten, was zudem noch den Charme des unvollkommenen hat, wofür andere Leute ein Vermögen für ihre Dekorateure hinblechen um so einen Stil einzufangen. Aber das ist natürlich Geschmackssache.
Aber selbst für Leute die sich beim besten willen keinen Schreinertisch leisten können, gibt es genügend Möglichkeiten einem Neukauf zu entgehen. Plattformen wie Ebay, Amazon Kurz-und-Fündig und so weiter, bieten für fast alle Produktsparten gebrauchte Sachen, die oft weniger als die Hälfte kosten, nicht selten auch verschenkt werden und noch eine gute Zeit lang überleben.
Viele kaputte Gegenstände lassen sich auch mit wenig Aufwand und Kosten leicht wieder reparieren. An dieser Stelle ein Dankeschön an meine Freundin die das aufgeriebene Innenfutter meines Lieblingssakkos wieder tadellos zusammengenäht hat.

Schaut euch zu diesem Thema den film „kaufen für die Müllhalde“ auf youtube an, geht 50 Minuten lang und zeigt einem sehr unverblühmt die reale Situation in der wir uns befinden.
http://www.youtube.com/watch?v=0gqfNDCXlCQ

Grüße, Sevibal

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